Blei-Akkus (12V) refreshen
Ausgangslage:
Zu Akkus hört oder ließt man allerhand Geschichten. Jeder dritte ist ein selbsternannter Experte. Aber auch Meschen die nicht an Größenwahnsinn leiden, glauben gerne mehr über Akkus zu wissen, als es tatsächlich der Fall ist.
Als ich vor rund 10 Jahren mein Motorrad gebraucht von privat kaufte, erzählte mir der Verkäufer stolz, die Maschine hätte eine neue Batterie bekommen. Die alte Batterie war immer so schwach und die Fachwerkstatt hätte sie geprüft. Die war kaputt und deswegen haben sie ihm natürlich eine neue verkauft.
In dem Augenblick konnte ich 3 Sachverhalte ziemlich genau vorhersagen (ganz ohne Messgeräte)
- Der Laderegler im Fahrzeug ist defekt und liefert kaum mehr als 13V, was für das Laden jeder Batterie zu wenig ist. Deswegen war die alte Batterie immer so schwach.
- Die Fachwerkstatt hat nicht das Know-How eine defekte Batterie von einem defekten Laderegler zu unterscheiden. Denn wenn sie das geprüft hätten (der Laderegler ist im Gegensatz zur Batterie bei diesem Fahrzeug sogar werkzeuglos zugänglich), hätten sie keine neue Batterie verkauft, sondern das Bauteil, dass wirklich defekt ist.
- Der Verkäufer des Motorrads hat keine Ahnung, dass die Fachwerkstatt sein Problem gar nicht gelöst hat, so stolz wie er mir von der neuen Batterie erzählt hat.
Zuhause angekommen habe ich die Maschine abgeladen, Multimeter an den Laderegler, Vollgas und nicht mehr als 13,2V. 10 Minuten später war der neue Laderegler eingebaut und die Batterie wurde mit 14,4V geladen.
Genug der Anekdoten. Worum geht es hier? Unzählige Male habe ich in meinem Leben schon gehört „Meine Batterie ist kaputt/tot“, dabei waren sie es gar nicht immer. Natürlich gibt es defekte Fahrzeugbatterien. Sie haben eine Zellschluss oder andere irreparable Defekte. Aber viele Menschen reden bei schwachen Batterien gerne von kaputt/tot und kaufen neu. Aber muss man das immer?
Ich sage nein. Man kann schwache Batterien wieder aufpeppeln. Klappt nicht immer, aber oft. Und weil es leider sehr viele Menschen - insbesondere im Netz - gibt, die alles besser wissen, aber einen Seitenschneider von einem Multimeter nicht unterscheiden können, aber keine Probleme haben mir zu erklären, dass man schwache Akkus nicht wiederbeleben könnte und neu kaufen muss, dachte ich mir, veröffentliche ich hier meine Ergebnisse. Und für die dann immer noch behaupten möchten „Kapazität die einmal verloren wurde, kann nicht wieder hergestellt werden“, für die habe ich hier 50 Cent. Jetzt könnt ihr das der Parkuhr erzählen
Wie geht das überhaupt?
Ich kann es nicht wissenschaftlich erklären, was da chemisch passiert. Mathe und Physik waren eher mein Ding in der Schule. Aber was mich mache, um eine Batterie zu refreshen ist sehr einfach. Nur zeitaufwendig:
- Akku vollständig laden, danach mit ca. 1/10C für ein bis zwei Stunden weiter laden (geht mit modernen Ladegeräten nicht, Labornetzteil, DDR Ladefix oder alte Ladegeräte ohne Abschaltung verwenden)
- Akku vollständig entladen mit ca. 1/10C
- die ersten beiden Punkte wiederholen und gemessenen Werte vergleichen (sind die Zahlen gestiegen?)
- den Vorgang abermals wiederholen und Messwerte vergleichen. Steigen die Werte, dann so oft wiederholen, bis keine Steigerung mehr messbar ist
Die gemessenen Ah sind die Kapazität der Batterie. Natürlich wird man den Wert, den die Batterie ursprünglich mal hatte laut Hersteller nie wieder erreichen. Aber ich habe die nutzbaren Kapazität von angeblichen kaputten Batterien auf diese Weise schon verdreifacht (siehe Messwerte unten).
Zum Entladen empfehle ich einen elektronischen Lastwiderstand mit einstellbarer Abschaltspannung (bei 12V Fahrzeugbatterien kann man 10,5V nehmen, sofern der Hersteller nicht was anderes empfiehlt).
Messwerte:
