Die Entstehung eines Noppenstein-Eisenbahn-Dioramas

Niemand mag Züge

Letztes Jahr habe ich durch die Videos vom Held der Steine meine Leidenschaft zu Lego wiederentdeckt. Ich habe mir die alten Ice Planet Sets wieder gekauft, die ich als Kind schon sehr geliebt habe und angefangen einige MOCs im gleichen Farbstil zu entwerfen. Hier und da stellt der Held auch gerne mal Sachen von Bluebrixx vor und die haben eine stetig wachsendes Eisenbahnangebot. Während Lego denkt „Niemand mag Züge“, macht Bluebrixx dass, somit Lego anscheinend kein Geld mehr verdienen will. Sie bringen Noppelsteine auf die Schienen.

Auf meiner TT-Bahn liebte ich als Kind schon die Waggons namens Donnerbüchse. Wie der Zufall es so wollte, gibt es diese Waggons auch bei Bluebrix. So drudelte meine erste Lieferung bei mir ein, bestehend aus BR92 (Lok), 2x Donnerbüchse und ca. 70 Schienen. Ein Starterset sozusagen.

Ich war begeistert und vor meiner geistigen Auge sah ich schon ein Diorama entstehen so groß, dass ich das Schlafzimmer opfern müsste, oder umziehen, und im Lotto gewinnen – sowieso. Denn Bluebrixx ist günstiger, aber auch nicht geschenkt.

So schön die Modelle auch sind, perfekt sind sie nicht. Die vorderste Achse der BR92 baumelte unkontrolliert hin und hier. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass das nur ein Displaymodell ist und nicht zum Fahren gedacht war. Motorisieren wollte ich es natürlich in jedem Fall. Ich baute einen künstlichen Bahnsteig in typischer 8 Noppen Breite auf und schob die Lok aus einer Kurve kommend. Wie vermutet, verkantet die vordere Achse. Irgendwie mit Gummizügen stabilisieren? Ich entschied mich vorerst für: Abbauen.

Die Beschriftung an Lok und Waggons ist nicht Bestandteil der gelieferten Sets. Ein sehr guter Freund brachte mich auf die Idee. Einen Dymo habe ich schon und eine entsprechende Rolle schwarz bzw. weiß auf transparant kostet nicht die Welt.

Motorisieren

Schieben ist gut und schön, aber die Bahn soll ja fahren. Also bestellte ich die originale Motorisierung die bei Lego genutzt wird. Bestehend aus Hub (Akkubox, Empfänger), Motor und Fernbedienung. Powered Up genannt bei Lego. Aber wo verbaue ich das? In der Lok? Und der Hub in einen der Waggons? Gefiel mir nicht. Mein erster Eisenbahn-MOC entstand: ein Schlepptender.

Und ja, das ganze fährt problemlos, zumindest im Kreis oder Oval …

Die Teile habe ich zum Teil von Lego genommen, zum Teil aus dem BR01 Set das ich ebenfalls bestellt habe. Ich plane die große Lok in den Lokschuppen (den es eines Tages hoffentlich auf der Anlage gibt) zu stellen. Mit Tender passt sie da aber nicht rein. Daher hab ich die Teile für den kleinen Eigenbau Tender verwendet.

Die BR01 scheint mir ein reines Displaymodell zu sein. Bei einer Lok dieser Größe und dem engen Kurvenradius (40 Noppem) muss ein Motor viel kraft aufbringen um die Lok da durch zu schieben. Es gab einige "ich schmeiß die Scheiße aus dem Fenster" Momente beim zusammenbauen. Manches was sich die Designer von Bluebrixx ausdenken ist echt abenteuerlich.

Achtung: Gleisarbeiten

Ein Kreis oder ein Oval ist nett, aber ich wollte ein Diorama. So groß wie möglich, so klein wie nötig. Vielleicht ein innerer und ein äußerer Kreis, verbunden über eine Kreuzweiche. Dazu ein paar Gebäude. Z.B. das Stellwerk und den kleinen Lokschuppen von Bluebrix. Ich entdeckte das kleine Programm BlueBrick (nicht verwechseln mit BlueBrix), dass sehr einfach und intuitiv Streckenplanungen ermöglichte. Vorher hatte ich es mit Studio versucht, aber Schienen und Studio verträgt sich überhaupt nicht.

Es entstanden viele Entwürfe und als ich die Weichen von TrixBrix entdeckte die viel mehr Möglichkeiten boten, wurde alles noch mal neu geplant. Am Ende entstand ziemlich genau das, was ich mir vorgestellt habe. Zwei Kreise, verbunden über eine Kreuzweiche und ein Bahnhofsbereich mit Doppelgleis (was nur mit den Trixbrix Weichen möglich ist). Abmessungen ungefähr 2 x 1,5 Meter.

Die Schienen bzw. Weichen von Trixbrix wurden - dafür das es aus dem Ausland kommt – recht schnell geliefert. Der Hersteller gibt fairerweise an, dass die Farbe nicht exakt dem Dark Bluish Gray von Lego entspricht. Ich finde, es fällt nur auf wenn man darauf achtet. Mich stört es jedenfalls nicht. Die Kreuzweiche hätte ich auch bei Lego kaufen können. Schaut einfach mal nach was die Neu (oder gebraucht) kostet. Ich hab 42 € bezahlt und kann alle 4 Einzelweichen unabhängig schalten, das geht mit der von Lego nicht.

Auf die Kreuzweiche hatte ich mich wirklich gefreut, so baute ich das geplante Streckennetz auf dem Wohnzimmerfußboden auf. Und dann kam der Schock. Die Waggons entgleisen in der Weiche! Wie kann das denn sein? Hab ich da was falsch zusammengebaut? Testfahrt mit Lok + Tender + einem Waggon, kein Problem. Auch nicht bei höherer Geschwindigkeit. Also Testfahrt mit zwei Waggons. Und wieder entgleist es. Aber warum? Ich schaute mir das ganze genauer an. Die Achsen an den Waggons sind starr (also nicht auf Drehgestellen, wie bei größeren Waggons). Da ich die Kreuzweiche dazu nutze, die beiden Kreise zu verbinden, fährt der Zug eine sehr enge S-Kurve. Die Kupplungen sind zwar frei drehbar, aber nicht um 180 Grad. Fährt der Zug also beispielsweise vom inneren Kreis durch die Weiche in den äußeren Kreis, will der erste Waggon nach links „lenken“ während der nachfolgende Waggon noch in der „rechtslenken“ Bewegung ist. Mit Drehgestellen klappt das, mit ganz kurzen Waggons und festen Achsen auch, aber leider nicht mit dem Radabstand der Donnerbüchsen. Mit 2x2 Turntables an einer Achse je Waggon, habe ich das Problem gelöst. Bei der Gelegenheit hab ich auch gleich die Anbringung der Leiter (nennt man das so bei einem Waggon) grundlegend verändert. Denn diese Kleinteile fallen beim Fahren im Sekundentakt ab. Bluebrixx testet weder Loks noch die Waggons ob die streckentauglich sind, da bin ich mir langsam sicher. Oder es liegt einfach daran, dass sie keine Motorisierung und auch keine Weichen im Programm haben und die von anderen Herstellern nicht nutzen wollen.

Das erste Gebäude

Was soll ich sagen, ich finde das Reiterstellwerk ist ein echt schönes Gebäude. Also gab es das als Weihnachtsgeschenk. Etwa 8 Stunden ganz entspanntes Bauen und ein Ergebnis, dass sich sehen lassen kann. Das perfekte Gebäude an der Kreuzweiche.

Weihnachtszeit

In der Vorweihnachtszeit habe ich ein einfaches Oval im Eingangsbereich der Firma in der ich arbeite aufgebaut. Hatte nicht um Erlaubnis gefragt, denn ich arbeite ja nicht bei Lego. Die einzige Firma auf der Welt, die Züge anscheinend ja nicht mag. Kam gut an, die Geschäftsführer durften auch mal fahren.